Die letzte Information der „Masdascher Flüchtlingshilfe“ liegt lange zurück. Das hat aber nichts damit zu tun, dass es etwa nichts zu berichten gegeben hätte. Im Gegenteil: Wegen der vielen Aufgaben, die nach wie vor zu erledigen sind, blieb keine Zeit für einen neuen Beitrag auf der Homepage.

Bei uns im Dorf wohnt zwar nur noch eine einzige Geflüchtete mit ihrem kleinen Sohn. Die meisten Masdascher werden die beiden kennen. Aber wir haben bei der Auflösung der Flüchtlingsunterkunft in der Alten Mädchenschule den Bewohnern versprochen, dass wir nach wie vor für sie sorgen werden, auch wenn sie nicht mehr in Mastershausen wohnen. Die meisten wären am liebsten hier im Dorf geblieben, aber es war unmöglich, hier die passenden Wohnungen für sie zu finden. So kümmern wir uns nun schon seit mehreren Jahren um unsere Ehemaligen, die vor allem in Kastellaun leben, aber auch in einigen anderen Dörfern des Kreises.

Was uns Helfer in Atem hält, sind nun nicht mehr die Hilfsaktionen der ersten Monate, als wir Kleidung für die Ankömmlinge gesucht haben. Inzwischen haben fast alle unserer Leute schon eine ganze Reihe von Sprachkursen hinter sich und suchen jetzt einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle. Da sind wir als Job-Coaches gefragt. Dabei müssen wir erst mal selbst Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln.

Nach wie vor kümmern wir uns um die schon genannte junge Frau aus Eritrea, die hier im Dorf wohnt. Sie besucht nun schon seit dem Herbst vorigen Jahres einen Kurs in Emmelshausen, an dessen Ende für sie der Hautpschulabschluss stehen soll. Aber nach Emmelshausen fährt um die Zeit, in der sie ihn braucht, kein Bus. So bringen wir Helfer sie an fünf Tagen in der Woche morgens um 8.00 Uhr, wenn sie ihr Kind in Mastershausen zum Kindergarten gebracht hat, mit dem Auto nach Emmelshausen. Für die Rückfahrt kann sie dann den Bus nehmen. Diese regelmäßigen Fahrten fünf mal in der Woche stellen für uns Helfer schon eine Herausforderung dar. Aber wir wollten und wollen ihr dazu verhelfen, hier einen qualifizierten Schulabschluss zu erwerben. Im Herbst wird sich dann für sie möglicherweise noch die Chance eines Folgekurses ergeben, der den Realschulabschluss zum Ziel hat. Dieser Abschluss würde ihre Chancen auf eine qualifizierte Berufsausbildung dann noch erhöhen.

Und da ist ein junger Mann aus Eritrea. Er hat immer gesagt, dass er gerne etwas mit Holz machen wolle. Und er hat in der Werkstatt in Ohlweiler, wo er die Hauptschulabschlussprüfung abgelegt hat, auch schon in der dortigen Schreinerwerkstatt gearbeitet. Jetzt suchte er eine Ausbildungsstelle. Von zwanzig Schreinereien, die wir angeschrieben hatten, hatte sich nur eine einzige gemeldet, die Interesse zeigte. Aber ausgerechnet die Werkstatt, die nach unserer Auffassung für ihn am besten geeignet gewesen wäre, liegt so weit ab, dass wir nicht wussten, wie er sie ohne einen Führerschein und ohne Auto erreichen soll. Nun hat er gerade ein Praktikum bei der Firma Stahlbau Petry in Alterkülz beendet und wird nun dort zum 1. August ein Einstellungsqualifizierungsjahr beginnen. Statt mit Holz lernt er nun mit Eisen umzugehen. Wir wünschen ihm viel Glück.

Mit einem unserer Schützlinge, der gerne Altenpfleger werden möchte, haben wir viele Altenheime in der Umgebung besucht und nachgefragt, ob er dort einen Ausbildungsvertrag bekommen könne. Das Vorhaben scheiterte in fast allen Fällen daran, dass er Führerschein und Auto brauchte, um die Zeiten des Schichtdienstes einhalten zu können. Glücklicherweise konnte er im Seniorencentrum in Kastellaun zunächst ein Praktikum machen. Und ab dem 1. August wird er nun dort mit der Ausbildung beginnen. Wenn alles gut geht, wird er im Herbst 2020 die Prüfung zum Altenpflegehelfer ablegen.

Probleme hatte und hat einer unserer Schützlinge, der aus Pakistan stammt. Er hat sich aus seiner Heimat eine schwere Krankheit mitgebracht, die hier selten ist und daher schwer zu diagnostizieren war. Nun muss er monatelang starke Medikamente nehmen, um wieder gesund zu werden. Außerdem muss er ständig erneut zu verschiedenen Ärzten, die den Heilungsprozess überwachen. Dieser junge Mann war zunächst vom BAMF abgelehnt worden, hatte dann aber vor Gericht Recht bekommen und ist nun endlich als Flüchtling anerkannt. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft vor 3 Jahren besucht er nun einen Integrationskurs und beginnt jetzt eigentlich erst, die deutsche Sprache zu erlernen. Es ist uns auch gelungen, für ihn eine kleine Wohnung in Kastellaun zu finden, so dass er die Sammelunterkunft verlassen konnte. Er will einmal Automechaniker werden. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.

Ein anderer unserer Schützlinge war in Damaskus Grundschullehrer. Ihm war es schon vor zwei Jahren gelungen, seine Frau und seinen kleinen Sohn hierher nachzuholen. Es war ein Glücksfall dass er bei der Lebenshilfe für ein Jahr in einem Kindergarten als BUFDI arbeiten konnte. Doch jetzt sucht er dringend eine langfristige Arbeitsperspektive. Sein Universitätsabschluss in Syrien ist ihm hier nur als Bachelor-Qualifikation anerkannt worden. Doch damit kann er hier keine Anstellung als Grundschullehrer bekommen. So hofft er darauf, hier auf Dauer eine andere Anstellung im pädagogischen Umfeld zu finden. Aber erst einmal will er noch den B-2-Kurs nachmachen, der ihm bisher noch fehlt. Dann sehen wir weiter.

Die Heimat eines anderen Flüchtlings ist Afghanistan. Von dort ist er geflohen und dorthin kann er nicht zurück. Die Taliban waren dort hinter ihm her. Das BAMF hat ihm nicht geglaubt, dass er verfolgt worden ist. So hat er das Verwaltungsgericht bemüht, um als Flüchtling anerkannt zu werden. Aber auch das Verwaltungsgericht in Trier hat ihm nicht geglaubt. Nun ist er nur noch „geduldet“, muss also immer fürchten, abgeschoben zu werden. Dabei hat er ohne jeden Deutschkurs so viel Deutsch gelernt, dass man sich mit ihm schon ganz gut unterhalten kann. Und dabei hatte er eine Arbeit in einer Bäckerei gefunden, mit der er seinen Lebensunterhalt selbst verdient hat. Doch nach einem Jahr, das er in diesem Betrieb mit Nachtarbeit verbrachte, bot ihm sein Chef an, eine Ausbildung zu machen. Dies Angebot nahm er an, ahnte aber nicht, dass es für ihn unmöglich sein würde, die Berufsschule sprachlich zu bewältigen. Er musste aus dem Ausbildungsvertrag aussteigen und weiß bis heute nicht, wie es mit ihm weitergehen soll. Er soll, so hoffen wir, einen Integrationskurs besuchen, der im September beginnt. Die Zulassung des BAMF dafür hat er. Aber es gibt noch einige Probleme, die vorher zu lösen sind.

Mit am weitesten von allen unseren Sorgenkindern hat es bisher ein Syrer gebracht, der auch in Ohlweiler den Hauptschulabschluss gemacht hat, und danach ein Jahr lang als BUFDI bei der Lebenshilfe alte Menschen in Kastellaun betreut hat. Er hat inzwischen mit Erfolg die Prüfung als Altenpflegehelfer abgelegt und hat inzwischen einen Vertrag beim MFSD erhalten. Das ist eine große Leistung, zumal er nur eine geringe schulische Vorbildung mitbrachte. Dazu gehörte und gehört eine große Disziplin. Vielleicht wird er auch Ihnen, verehrter Leser, einmal beistehen, falls Sie einen sozialen Hilfsdienst in Anspruch nehmen.

Es gibt noch ein paar andere Geflüchtete, die von Helfern der Masdascher Flüchtlingshilfe betreut werden. Aber das würde den Rahmen sprengen. Für alle Flüchtlinge ist es ein langer, anstrengender Weg, die Sprache zu erlernen und dann einen Ausbildungsplatz oder eine Anstellung zu finden. Wenn sie dabei keine Unterstützung haben, wenn keine Helfer da sind, die ihnen die Türen zu Schulen und Betrieben öffnen, dann ist die Gefahr groß, dass sie nach einem Gelegenheitsjob greifen, ohne jede Aussicht auf sozialen Aufstieg und soziale Integration. Nach wie vor zählen sich in Mastershausen etwa 20 Männer und Frauen zu den Helfern und Unterstützern, die sich um diese Menschen kümmern. Das ist beachtlich. Die einen helfen nur ab und zu, andere wenden dafür erhebliche Zeit auf. Das ist ein gutes Zeichen für ein Dorf, in dem Menschen aus 17 Nationen friedlich miteinander leben.

Ende August feiert die Masdascher Flüchtlingshilfe ihr 5-jähriges Jubiläum. Das soll ein schönes Fest werden. Aus den Fremden sind längst Freunde geworden. Und es ist kein Opfer, sich für sie einzusetzen, sondern eine sehr sinnvolle Tätigkeit, die einfach not-wendig ist.

Michael Haberkamp, im Juli 2019