Am Freitag, dem 20.August 2019 feierte die „Masdascher Flüchtlingshilfe“ den 5. Jahrestag ihres Bestehens. Dazu waren bei schönstem Sommerwetter etwa 30 Gäste im Garten der Familie Haberkamp in Mastershausen erschienen, davon etwa ein Dutzend Geflüchtete.
Im August 2014 war eine kleine Gruppe von etwa 10 Bürgern aus Mastershausen zusammengekommen. Man war sich einig darin gewesen, dass man angesichts der politischen Lage nicht untätig bleiben könnte. Drei Jahre lang wurde in Syrien schon Krieg geführt. Hunderttausende Menschen flohen damals aus Syrien. „Uns war klar, dass die syrischen Flüchtlinge bald auch Deutschland erreichen würden. Da wollten wir helfen“, sagte Michael Haberkamp, der Gastgeber der Gründungsfeier in seiner Rede. Den Flüchtlingen fühlen sich auch heute noch an die 20 Helfer in Mastershausen verpflichtet. Die meisten davon waren anwesend.
Im Jahre 2014 mietete die Kreisverwaltung auf Anregung der „Masdascher Flüchtlingshilfe“ die alte Mädchenschule in Mastershausen an, die bis dahin an Feriengäste vermietet worden war. Und dann füllte sich die Alte Mädchenschule schnell. Erst kamen Männer aus Syrien, dann Frauen aus Somalia und Eritrea. Mahmoud und Anas aus Syrien, die auch beide anwesend waren, haben inzwischen einen Berufsabschluss (der eine als Medizinisch-technischer Assistent, der andere als Altenpflegehelfer) und sprechen fließend Deutsch. Nur eine der Frauen der ersten Stunde wohnt noch in Mastershausen, eine Eritreerin mit ihrem Kind. Sie macht gerade den Hauptschulabschluss. Die anderen ehemaligen Bewohner leben zum Teil in Kastellaun, zum Teil verstreut über die ganze Region.
Haberkamp erzählt: „Das Problem der ersten Stunde war damals zunächst die Verständigung. Wer spricht schon somalisch in Masdasch? Und wer amharisch? Wir suchten und fanden Dolmetscher. Der Josef Peil, der heute leider nicht hier sein kann, gab damals Deutschunterricht. Die Bewohner begannen auch bald, offizielle Integrationskurse zu besuchen. So wurde die Verständigung langsam besser. Und heute können wir uns mit den meisten Ehemaligen flüssig in Deutsch unterhalten.“ Nur mit dem Ö und Ü hapere es oft noch. Es heiße nicht Morsdorf sondern Mörsdorf, es heiße nicht Kulz sondern Külz. Aber man verstehe sie meist trotzdem.
Die „Masdascher Flüchtlingshilfe“ hat mit ihren Helfern in den zurückliegenden fünf Jahren über dreißig Asylbewerber betreut. Und es werden nach wie vor noch immer etwa zehn bis zwölf von ihnen von den ehrenamtlichen Helfern begleitet. Michael Haberkamp sagt: „Wir suchen für diese Menschen Wohnungen, bewerkstelligen ihren Umzug und wir versorgen sie mit Möbeln. Wir vermitteln ihnen Praktikumsplätze, sorgen für die Anerkennung ihrer Ausbildung oder verschaffen ihnen Lehrstellen. Wir betreuen sie bei gesundheitlichen Problemen, sind auch bei Schwangerschaft und Geburt für sie da. Wir trauern mit ihnen, wenn wieder einmal ein Verwandter in der alten Heimat in Not ist oder gestorben ist. Wir übernehmen Fahrten zu Behörden, Ärzten und Sprachkursen. Wir erledigen für viele von ihnen nach wie vor den gesamten Schriftverkehr mit Ämtern und Behörden, mit Stromlieferanten und Wohnungsgebern. Denn viele von ihnen sind selbst nach Erreichen des Sprachniveaus B2 noch immer nicht in der Lage, das Amtsdeutsch der Behörden zu verstehen.“
Mehre der freiwilligen Helfer klagten, dass der Kreis, aber auch die Verbandsgemeinde, für die Entlastung der Ehrenamtlichen wenig oder nichts getan hätten. Eigentlich hätten Kreis und Verbandsgemeinde schon seit Jahren Sozialarbeiter oder Familienhelfer einsetzen müssen, die wesentliche Teile der Aufgaben hätten übernehmen können, die zurzeit immer noch von den Freiwilligen in der Flüchtlingsarbeit übernommen werden. Aber der Landrat habe erklärt, dass er nichts für die Flüchtlinge tun werde, es sei denn, man zwinge ihn gesetzlich dazu. So sei eine wirksame Entlastung der Ehrenamtlichen durch den Kreis oder die Verbandsgemeinde nicht zu erwarten. Das verbittere die ehrenamtlich Tätigen oft, zumal das Land Gelder für die Integration von Flüchtlingen bereitgestellt hat.
Michael Haberkamp betonte in seiner Festrede, dass Integration nur dann gelinge, wenn die Geflüchteten regelmäßig und langfristig betreut würden. Haberkamp: „Wenn die Migranten sich selbst überlassen bleiben und niemand sie an der Hand nimmt, dann finden sie nicht ihren Platz in der deutschen Gesellschaft. Ohne Hilfe sind die Migranten in unserem Land oft einfach aufgeschmissen.“
Michael Haberkamp 23. August 2019